Haifischsattel
Stimmstabilität
Intonation
Stimmstabilität
Meine Gitarre hält die Stimmung nicht ! Eine immer wieder gehörte
Klage, doch nur in den selteneren Fällen kann die Gitarre etwas dafür.
Denn verantwortlich für die Stimmstabilität sind vier Dinge :
natürlich zuerst mal die Saite selbst, dann die beiden Befestigungspunkte an der Gitarre
(Steg und Mechanik) und für gewisse Effekte der Sattel, an dem die Saite umgelenkt wird
auf ihrem Weg zur Mechanik.
Beginnen wir mit dem letzten Punkt, dem Sattel. Er hat Einfluß nur bei der
E-Gitarre, wenn mit Tremolo oder mit heftigen Bendings gearbeitet wird. In beiden
Fällen wird vorübergehend die Spannung der Saite geändert. Klemmt die Saite nun im
Sattel, kehrt sie nach Ende der Aktion nicht wieder vollkommen zu ihrer ursprünglichen
Spannung zurück - und ist verstimmt.
Der Befestigungspunkt am Steg macht generell nur bei Nylonsaiten Probleme, da
diese in der Regel keine Kugel am Ende haben wie die Stahlsaiten, sondern mehr oder
weniger kunstvoll und sicher geknüpft werden wollen, wie in der folgenden Skizze:
umsponnene Saiten
blanke Nylonsaiten
Da die blanken Nylonsaiten um ein vielfaches rutschiger sind als die umsponnenen,
werden sie dreimal untergeschlagen, für die dicke G3 reicht auch zweimal, und die
Basssaiten sind schon mit einmal unterschlagen gesichert. Wichtig ist, daß der letzte
Unterschlag immer hinter der Stegkante liegt ! Außerdem werden die blanken
Saiten mit ihrem Ende kurz in eine Flamme gehalten, sodaß dort ein Knubbel hin schmilzt -
das hindert die Saite dann definitiv am Durchrutschen und vermeidet die Einschußlöcher,
welche sonst besonders gerne hinter der E1 entstehen.
Eine für alle Gitarren problematische Stelle ist die Befestigung der Saiten an
der Mechanik. Nur allzu oft wird der Mechanik selbst die Schuld daran gegeben, daß die
Gitarre die Stimmung nicht hält - das ist jedoch so gut wie nie der Fall ! Es ist
vielmehr unsere eigene Unzulänglichkeit, die nicht rutschsichere Art der
Saitenbefestigung im Mechanikenloch, welche uns sehr häufig an dieser Stelle die Stimmung
verdirbt.
Beginnen wir mit der Konzertgitarre, bei welcher die Wellen horizontal im Fensterkopf
angebracht sind. Die Mechanik wird so lange gedreht, bis das Loch in der Welle nach oben
(zur Kopfvorderseite) zeigt.
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Nun wird die Saite von oben durch das Loch gesteckt, hinter der Welle
wieder hoch geholt und mehrmals unter die Saite geschlagen - für die umsponnenen reicht
einmal, die blanken |
zwei- (G3) bis dreimal. Dann drehen Sie die Mechanik, bis die Saite
auf Spannung ist. Vermeiden Sie dabei zu viele Wicklungen auf der Welle - weniger
ist mehr! Die Saiten sind immer viel länger als nötig, das über- schüssige Ende
kann abgeschnitten werden.
Bei Western- und E-Gitarren kommen die Wellen in der Regel senkrecht aus der
Kopfplatte, und da die Stahlsaiten ungleich steifer sind als die Nylonsaiten, ist hier die
Befestigung etwas anders: die Mechanik wird gedreht,
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bis das Loch quer zu den Saiten verläuft, dann
wird die Saite von innen nach außen durch das Loch gezogen und am Ausgang scharf nach
oben abgeknickt. Wenn sie jetzt auch noch am Eingang des Loches nach unten gebogen wird,
hat sie einen Z-förmigen Doppelknick erhalten, der sie sicher in der Mechanik halten
wird. Es sei denn, sie ist so dünn wie die E1 oder manchmal auch die H2. |
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Die brauchen wegen besonderer Flexibilität eine Extrabehandlung,
nämlich einen zusätzlichen Knick, der sie noch einmal um 180 Grad umlenkt. Auch
bei Stahlsaiten sollten nicht mehr als 2 -3 Wicklungen auf der Welle sein !
Womit wir bei Punkt vier angekommen sind, der Saite selbst.
Wir haben es alle schon erlebt - kaum sind neue Saiten aufgezogen, sind diese
so verschreckt über ihren plötzlichen Spannungszustand, daß sie ihn am liebsten gleich
wieder verlassen möchten. Es beginnt ein Kampf, der mitunter wochenlang dauert, von
Frust und Unlust geprägt ist und schon machmal in den Vorsatz mündet, mit diesem Satz
Saiten das nächste Jahrzehnt bestreiten zu wollen.
Mit Beachtung der ersten drei Punkte haben Sie schon eine Menge für die Stabilität
der Stimmung getan, und wenn Sie jetzt dem Saitenmaterial ein wenig helfen, sich an den
neuen Spannungszustand zu gewöhnen, können Sie diesen Prozeß erheblich verkürzen:
Nachdem Sie die Saite auf richtige Stimmung gebracht haben, packen Sie sie in der
Mitte und dehnen sie kräftig. Dann stimmen Sie wieder hoch und wiederholen das Dehnen.
Nach 4 - 5 mal haben Sie in der Regel die Saite überredet, nachher den gleichen Ton zu
haben wie vorher. Reißt Ihnen dabei die Saite, waren Sie zu forsch. Seien Sie bei den
dünneren Saiten ein wenig behutsamer!
Nylonsaiten sind - materialbedingt - leider ein entschieden zäherer Gegner als
Stahlsaiten, und Sie werden trotz Dehnen noch einige Male nachstimmen müssen. Doch sehen
Sie es einfach sportlich, auch beim Stimmen gilt die Sache mit der Übung und dem Meister!
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